Große Ehrung für Ernst Löschner mit dem Kulturpreis

am 29. Okt. 2016 im Trappenkamper Bürgerhaus

"Den 18. Kulturpreis des Sudetendeutschen Kulturwerks erhält heute Ernst Löschner aus Hamburg überreicht", verkündete Marion Baumgartl, Vorsitzende des Kulturwerks, im Trappenkamper Bürgerhaus vor 70 Gästen. In ihrer Laudatio ging sie näher auf das 50jährige ehrenamtliche und völkerverbindende Engagement von Ernst Löschner ein. Seine außergewöhnlichen und bewundernswerten Leistungen auf dem Gebiet der Musik, und zwar insbesondere im Bereich der Liedgutpflege und des Einsatzes seines Sudetendeutschen Singkreises/Egerländer Chores, gaben den Ausschlag für die Kulturpreisverleihung durch das Kuratorium.


Kulturpreisträger Ernst Löschner mit den SKW-Vorstandsmitgliedern Gerda Selzer (links) und Marion Baumgartl

Fast ein halbes Jahrhundert leitete er "seinen" Chor, den er 1960 in Hamburg gründete. Über 450 Mal trat der Chor in dieser Zeit an die Öffentlichkeit — auch häufig im Ausland: in Italien, Belgien, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Ungarn und Dänemark. Nach der politischen Wende waren insbesondere Tschechien und die Slowakei mit ihren ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten, dem Böhmerwald, dem Erzgebirge, dem Riesengebirge, Mähren und natürlich dem Egerland Ziel der Besuche und Auftritte. Hier wurden mithilfe der Musik Kontakte zu den in der Heimat verblieben Deutschen aufgenommen, aber auch mitgeholfen, das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen im Sinne des europäischen Gedankens zu normalisieren. Nicht vergessen wurden vom Chor die Sudetendeutschen Ureinwohner in Trappenkamp. Hier trat der Chor zehnmal auf, erstmals 1967 im "Birkenhof", dem damaligen Restaurant am Ostlandplatz.

Ernst Löschner wurde am 20. Juni 1929 in Saaz an der Eger im Sudetenland geboren und entstammt, wie er es gern formuliert, einer "Lehrerdynastie". In Saaz besuchte er die Volksschule und das Gymnasium. Mit 16 Jahren wurde er in die Deutsche Wehrmacht eingezogen. Nach amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft absolvierte er von 1946 bis 1949 ein Lehrerstudium in Bamberg. Mangels Planstellen in Bayern berief ihn die Stadt Hamburg in ihren Schuldienst, davon den größten Teil bis zur Pensionierung an die Fachoberschule der Polizei.


Auf die Kulturpreisvergabe stimmten ein: Soonyun Yoo (Klavier) und Kihye Seing (Geige)

Seine Frau Ingrid, geborene Preiz, lernte er in der fränkischen Hopfenstadt Spalt kennen. Auch sie entstammt einer Lehrerdynastie: Ihr Vater und auch ihr Großvater waren Lehrer. Ernst Löschner ist sogar beim Großvater in die Schule gegangen. Am 20.7. 1956 haben beide im Kölner Dom geheiratet und 2016 die Diamantene Hochzeit gefeiert. Sie haben zwei Söhne und der ganze Stolz ist die einzige Enkelin Helene, eine begeisterte und erfolgreiche Steilwandkletterin. Im Internet kann man auf "You Tube" zuschauen, wie sie 2014 den Weltrekord im "High-Jumping-Contest" einstellte. Bei der Kulturpreisverleihung in Trappenkamp konnte sie nicht dabei sein, weil sie gerade in Japan in ihrer Sportart auftrat.

Für sein großes Engagement wurde Ernst Löschner bereits mit der Silbernen Nadel des Bundes der Vertriebenen und mit der Rudolf-Lodgmann-Plakette der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet. Nun folgte die Kulturpreisverleihung in Trappenkamp.


Die Cismarer Klostermusikanten unter Leitung von Dr. Volker Schönle brachten Stimmung ins Bürgerhaus

In seiner Dankesrede betonte Ernst Löschner, das ihm nicht alleine der Kulturpreis gebühre, sondern im Grunde auch seinen langjährigen Mitgliedern im Chor. Er ging auch auf die Egerländer Musikkultur ein: Allgemein bekannt geworden ist die Egerländer Musik zwar durch Ernst Mosch und Ernst Hutter mit ihren Kapellen. Doch äußerst umfangreich ist auch das Liedgut aus dem Egerland. Ein Uhrmacher aus der Stadt Eger hat zwischen den beiden Weltkriegen die Volksweisen seiner Heimat gesammelt. Dessen Familie hat diese Dokumentation der Lieder gerettet und nach Deutschland gebracht. Sie wurde in einem dreibändigen Werk herausgegeben und enthält 2.317 Volksweisen!

Die Verleihung des mit 2000 € dotierten Kulturpreises an Ernst Löschner, per Scheck überreicht von Schatzmeisterin Gerda Selzer, wurde musikalisch umrahmt von Soonyun Yoo am Flügel und Kihye Seing, Geige. Anschließend brachten die "Cismarer Klostermusikanten" wie vor sechs Jahren wieder Stimmung und Schwung ins Bürgerhaus. Die Zusammenkunft klang mit dem Leber-, Blutwurst- oder Bockwurstessen mit Sauerkraut aus, das seit Jahren eine Schlachterei aus Gönnebek nach traditionellem Rezept liefert.


Der Egerländer Chor von Ernst Löschner 1992 in Budweis (Südböhmen)


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