Herbert Möller 17. Preisträger des Sudetendeutschen Kulturwerks


Zum 17. Male verlieh das Sudetendeutsche Kulturwerk SH am 1. November 2014 seinen Kulturpreis im Bürgerhaus Trappenkamp. Diesmal erhielt die mit 2000 € dotierte Auszeichnung der Neumünsteraner Herbert Möller, weil er sich fast sein ganzes Leben sozial und ehrenamtlich neben Familie und Beruf eingesetzt hat. 60 Gäste wohnten der Preisverleihung bei. Neben Familie und Freunde des Geehrten hatten sich eingefunden: der Stadtpräsident Neumünsters, Wilhelm Strohdiek, die stellvertretende Präsidentin des Segeberger Kreistages, Maren Berger, die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Trappenkamp, Ute Böse, und vom Landesverband der FDP Wolfgang Schnabel. Glückwünsche überbrachte u.a. Fedor Mrozek als Vorsitzender des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen.


Herbert Möller (in die Kamera blickend) auf dem Festakt

In ihrer Laudatio ließ die Vorsitzende des Sudetendeutschen Kulturwerks SH, Marion Baumgartl, noch einmal das Leben Herbert Möllers Revue passieren:

Herbert Möller wurde auf dem Bauernhof seiner Eltern in Maffersdorf, einer Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg (Sudetenland), geboren, aus der übrigens auch Ferdinand Porsche stammt. Aus diesem Grund pflegt Herbert Möller zusammen mit seinem Sohn den Internetauftritt der Heimatgemeinde Maffersdorf. Es ist das heutige Vratislavice nad Nisou in Tschechien.
Sohn Lothar schreibt auf dieser Homepage: "Mein Vater Herbert Möller, Großvater Anton Möller, Urgroßvater und dessen Vorfahren, seit der Zeit aus dem 30jährigen Krieg (1618-1648), stammen aus Maffersdorf, Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg, Sudetenland, Haus Nr. 494." Eigentlich hätte Herbert Möller nach der Matura an der Technischen Hochschule Prag studieren und den elterlichen Hof im sudetendeutschen Maffersdorf übernehmen sollen. Es kam anders. Der Kriegsfreiwillige Möller konnte Stalingrad verlassen, bevor sich der Kessel schloss und entkam auch dem Kurischen Kessel. Herbert Möllers Eltern wurden 1945 zunächst von den Tschechen zur Zwangsarbeit verpflichtet und dann in die Sowjetische Besatzungszone ausgewiesen. Von dort holte Herbert Möller sie nach Neumünster (Schleswig-Holstein), wo er nach Kriegsende gelandet war.


Herbert Möller spricht

Als britischer Kriegsgefangener war er zunächst im sogenannten ostholsteinischen Kral (Schleswig-Holstein) interniert, wo im Mai 1945 geschätzte 750.000 Wehrmachtsangehörige unter britischer Aufsicht sich selbst verwalteten und nach und nach entlassen wurden. Von hier aus trat er in den zivilen Dienst der Briten in Neumünster ein, der Stadt, die zu seiner zweiten Heimat werden sollte, obwohl er beim ersten Anblick des völlig zerbombten Neumünsters dachte: "Hier möchtest Du nicht begraben sein."


Herbert Möller auf dem 60. Treffen der SL in Neumünster

Hier war er anschließend beruflich als Chemiewerker tätig und ab 1952 zwanzig Jahre lang leitender Angestellter der Phrix-Werke, die synthetische Fasern herstellten. Anschließend wechselte Herbert Möller in die Baubranche, war geschäftsführendes Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft BIG und Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft für Bauträgeraufgaben.

Früh zog es ihn in die Politik. Nach kurzem Intermezzo im BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) trat er 1959 in die CDU ein, bei der er Vorsitzender des Kreisverbandes (1982 - 1991) Neumünster (seit 1991 Ehrenvorsitzender), Mitglied der Ratsversammlung und des Magistrats der Stadt Neumünster war. Von 1974 bis 1986 führte er als Vorsitzender die CDU-Rathausfraktion. Von 1985 bis 1987 gehörte er dem Landtag an.

Auch im Ruhestand bleib Herbert Möller unruhig und engagierte sich sozial im Deutschen Roten Kreuz. Von 1990 bis 1998 war er dessen Kreisgeschäftsführer unter der Leitung des Kreisvorsitzenden Herbert Gerisch. Als sich der DRK-Kreisverband durch die Audi-Dienstwagen-Affäre in schwerer Krise befand, setzte sich Herbert Möller dafür ein, Klärung zu schaffen und Vertrauen widerzugewinnen und wurde im Alter von 84 Jahren noch einmal als kommissarischer Geschäftsführer reaktiviert.

Als Politiker wurde er vorrangig mit den Problemen der Flüchtlinge konfrontiert, denn die Bevölkerung Schleswig-Holsteins vergrößerte sich bei Kriegsende von 1,5 Millionen Einheimischen um weitere 1,2 Millionen Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Jetzt kamen auf vier Einheimische ca. drei Zugezogene. Herbert Möller und Ehefrau Carola bekamen 1948 die Wohnungsnot der Flüchtlinge selbst zu spüren. Herbert Möller packte das Problem an der Wurzel an und gründete die Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsbaugenossenschaft "Eigener Herd". Im Rahmen des Barackenräumprogrammes der Landesregierung wurden 1952 in Neumünster-Tungendorf zunächst 24 Siedlerstellen errichtet. Herbert Möller war als Häuslebauer in Eigenhilfe mit dabei. Um den Zusammenhalt der Siedler zu stärken, gründete er als Gemeinschaftsleiter die Siedlergemeinschaft "Eigener Herd" im Deutschen Siedlerbund. Hier war er im Kreisvorstand, Landesvorstand und als Bundesschatzmeister tätig. 1997 zog er sich aus diesem Amt auf Bundesebene zurück.

Als Heimatvertriebener engagiert sich Herbert Möller bis heute für die sudetendeutsche Sache. 1955 trat er der Kreisgruppe Neumünster der Sudetendeutschen Landsmannschaft bei, die bereits 1950 gegründet worden war. Am "Tag der Heimat" 2006 hielt er in der Holstenhalle Neumünster einen umfassenden Vortrag über sudetendeutsche Persönlichkeiten. Und seit August 2009 ist er nun kommissarischer Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Neumünster. 2010 referierte er in brillanter Form über das 60-jährige Bestehen der sudetendeutschen Gruppe in Neumünster. Sein umfangreiches Wissen und die Erfahrung über seine alte Heimat in Böhmen, über die politischen Zusammenhänge und die rhetorische Gabe zur Mediation und Wertevermittlung werden an ihm sehr geschätzt. "Optimismus, Belastbarkeit und Ausstrahlung prägen das Leben von Herbert Möller. Seine Standfestigkeit überzeugte auch Gegner immer wieder und ein von ihm gegebenes Wort hat immer Bestand", Diese Charakterisierung stammt von Heiko Hoffmann, dem ehemaliger Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein.

Ehrungen blieben in seinem langen Leben nicht aus: Er wurde ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, mit der Caspar-von-Saldern-Verdienstmedaille der Stadt Neumünster, der Freiherr-vom-Stein-Verdienstmedaille des Landes Schleswig-Holstein und der Ehrenmitgliedschaft im "Bundesverband der Vertriebenen" Neumünster und 1991 mit dem Ehrenvorsitz des Kreisverbandes Neumünster der CDU.
Das Sudetendeutsche Kulturwerk zeichnete ihn nun als 17. Kulturpreisträger aus.


Herbert Möller (rechts, mit Marion Baumgartl) erhält den Kulturpreis

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